Mit einem besten Freund kann Frau durch dick und dünn gehen – zumindest solange es nicht knistert. Von den Chancen und Risiken einer gegengeschlechtlichen Freundschaft.
Platonische Liebesbeziehungen bescheren innige Verbundenheit und Intimität und sind zumindest in der Theorie frei von jedweden fleischlichen Gelüsten ist. Nicht zuletzt seitdem “Harry und Sally” zum filmischen Kassenschlager wurde fragen sich Frauen, ob eine reine Freundschaft zu einem männlichen Artgenossen gelingen kann. Glaubt man Studien, so sind gerade Männer anfällig dafür, mehr als die gewünschte Begeisterung an den Tag zu legen. Aber auch Frauen scheinen nicht vor erotischen Sehnsüchten gefeit. Anders lässt sich nicht erklären, dass es laut einer US-Studie in jeder zweiten gemischgeschlechtlichen Freundschaft irgendwann heiß hergeht.
Die Sozialwissenschaftlerin Jenny Ziegenbalg hat sich ihren Kopf über die weniger verfänglichen Vorzüge von Freundschaften zwischen Männern und Frauen zerbrochen. In ihrem Werk „Können Männer und Frauen Freunde sein?“ berichtet sie über die Chancen einer solchen Freundschaft. Viele Frauen können sich vorstellen, mit einem Mann durch dick und dünn zu gehen, Probleme und Krisen sachlich und lösungsorientiert zu besprechen und sich mit männlichen Sichtweisen auseinanderzusetzen – vor allem, wenn es nicht die Sichtweise des Partners ist. Auch Ziegenbalg findet, dass es keine bessere Gelegenheit gibt, das andere Geschlecht näher kennenzulernen, denn anders als in der Beziehung kann sich Frau objektiv mit typisch männlichen Eigenheiten auseinandersetzen.
Macht die naturgegebene sexuelle Anziehungskraft zwischen Mann und Frau diese Vorzüge nicht hinfällig? Immerhin birgt eine Freundschaft zwischen Mann und Frau stets das Potenzial der Erotik. Im Idealfall ist die Anziehung zwischen beiden so gering oder die Prinzipientreue so stark, dass nichts passiert. Knistert es gewaltig, hilft nur der Schritt nach vorn, denn übergehen lassen sich solche Gefühle in einer Freundschaft nicht. Werden die amourösen Bestrebungen nicht erwidern, ist Frust vorprogrammiert. In der Regel bleibt dann nur der Schlussstrich. Hat es beide Seiten erwischt, spricht nichts dagegen, die Freundschaft in eine Liebesbeziehung umzuwandeln. Doch Vorsicht, der beste Freund ist nicht automatisch der ideale Partner.